In seinem aufsehenerregenden Buch „Thinking, Fast and Slow“ arbeitet der Psychologe und Wirtschafts-Nobelpreisträger Daniel Kahneman zwei unterschiedliche Denksysteme heraus: Das „schnelle“ Denken im System 1 und das „langsame“ Denken im System 2:
Im System 1 geschehen Prozesse unbewusst und schnell: Wir laufen quasi ganz entspannt auf Autopilot. Das bewusste, analytische System 2 hingegen ist langsam und anstrengend. Sein Einfluss auf unsere Entscheidungen und unser Handeln ist daher oftmals weit geringer als der Einfluss vom System 1, denn unser Gehirn neigt zu Effizienz und zum Energiesparen: Wenn es nicht anders muss, verharrt es gerne im „Ecomode“ des System 1.
System 1
- parallel (alles gleichzeitig)
- intuitive Informationsverarbeitung
- ganzheitlich
- automatisch, anstrengungslos
- affektiv: lust-/unlustbetont
- assoziationistische Verbindungen
- Kontext-spezifische Verarbeitung
- rasche Verarbeitung: an sofortiger Aktion orientiert
- enkodiert Realität in Bildern und Heuristiken
- Erfahrung ist passiv und vorbewusst
- glauben
System 2
- sequenziell (Schritt für Schritt)
- analytische Informationsverarbeitung
- konkretes Planen und Analysieren
- intentional, anstrengend
- logisch-rational an Ursachen orientiert
- schlüssige Verbindungen und Wirkmechanismen
- Kontext-übergreifende Prinzipien
- langsamere Verarbeitung: an verzögerter Aktion orientiert
- enkodiert Realität in abstrakten Symbolen
- Erfahrung ist aktiv, bewusst und kontrolliert
- beweisen
Wie Sie oben sehen können, haben beide Systeme ihre Berechtigung, ihre eigenen Stärken aber auch ihre Schwachpunkte. Wer sich beispielsweise ständig nur im System 2 bewegt, wäre früher oder später ausgebrannt ob der ständigen Anstrengung. Und wer nur lustbetont im System 1 wandelt, wird nie etwas auf die Reihe bekommen. Beide Systeme sind in jedem Individuum in unterschiedlichen Ausprägungen aktiv und gehören somit zum Menschsein dazu!
Die vier Dimensionen des Persönlichkeitskerns
20FLOW7 verwendet zur Darstellung des Persönlichkeitskerns das SOAP-System, das sich direkt auf Kahnemans System 1 und System 2 bezieht: Die S-Dimension – die Spezifische Wahrnehmung – ist dem System 2 zuzuordnen, ebenso die O-Dimenension – die Objektive Entscheidungsfindung. Die Automatische Wahrnehmung – die A-Dimension – hingegen läuft über das System 1, ebenso wie die P-Dimension – die Persönliche Entscheidung.

S und A – die Art der Informationsaufnahme – und O und P – die Form der Entscheidungsorientierung: Jeder von uns trägt Anteile davon in unterschiedlichen Ausprägungen in ihrer/seiner Persönlichkeit. Im Gehirn interagieren diese Muster permanent miteinander, je nach individueller Ausprägung der Persönlichkeitsschale, des Persönlichkeitskerns und der Motive.
So führen sie zu individuellem Verhalten und ergänzen sich kollektiv in Familien, in Teams und Unternehmen.